Arge Ja zur Umwelt, Nein zur Atomenergie



Atomkraftwerke abschalten - erneuerbare Energien für eine sichere Zukunft

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Reise in die Zukunft

Wie der Alltag in dem Zeitalter erneuerbarer Energieversorgung aussehen könnte

Christiane Schmutterer, September 2011

Die ersten Morgensonnenstrahlen fallen in das Zimmer. Herr Meier steht auf, und räumt den Geschirrspüler aus, der sich meistens nachts einschaltet, wenn das „Zentralhirn“, wie die Leute die regionale Elektrizitätsregulierungsstelle nennen, Strom- überschüsse zu einem sehr günstigen Preis anbietet. Auch die Tiefkühltruhe hat davon profitiert und auf -22 Grad auf Vorrat gekühlt, sie wird nun tags- über, wenn der Strom teurer ist, keinen mehr verbrauchen und so das Netz entlasten. Nur die nicht ganz flüsterleise Waschmaschine wurde nach monatelangen Diskussionen mit seiner Frau, die einen empfindlichen Schlaf hat, doch von der Nachtarbeit ausgeschlossen und wartet tagsüber auf günstige Tarifimpulse. Die kommen fast immer, und mit Sicherheit, wenn die Windräder am Horizont sich drehen. 

Durchs dreifachverglaste Fenster sieht Herr Meier seinen Nachbarn, einen Künstler, schon bei der Arbeit - er schweißt aus ausrangierten rostigen Heizkörpern gerade wieder eine seiner Riesenskulpturen zusammen. Seitdem Neubauten nur mehr in Passivhausbauweise realisiert werden, wo keine konventionelle Heizung mehr benötigt wird, hat der Nachbar Rohstoff genug. Mit einem Lächeln denkt Herr Meier an das Geburtstagsgeschenk, das er für seine Tochter gefunden hat: Ein alter elektrischer Leuchter aus dem Antiquariat, mit zwölf nostalgischen 40-Watt-Glühkerzen, wie sie heute nur mehr in Kleinstauflagen für Nostalgieprodukte gefertigt werden. Alle Beleuchtung funktioniert ja mittlerweile mit den hocheffizienten und langlebigen LEDs, welche die wegen ihres Quecksilbergehalts problematischen Energiesparlampen abgelöst haben. Den Großteil der Zeit wird der schöne Leuchter zwar nur ausgeschaltet als cooles Dekor dienen, bei den Jungen ist sowas gerade der volle Hype, aber an besonders kalten Wintertagen, wenn die Kapazität der Wärmepumpe an ihre Grenze kommt, können die 12 mal 40 Watt in der neuen Passivhaus-Wohnung der Tochter zur leistungsstarken Zusatzheizung werden.

Das Haus der Meiers ist ein Altbau, der schon vor vielen Jahren energetisch saniert wurde. Für Wärme im Haus sorgt ein automatisiertes Holzpellets-Blockheizkraftwerk, das nicht nur Wärme über ein Zentralheizungssystem abgibt, sondern auch mittels eines Sterlingmotors Strom produziert. Das garantiert besonders in den Wintermonaten, wo es immer wieder zu kritischen stromarmen Perioden kommt, eine unabhängige Stromversorgung. Wenn der Strom im Haus nicht gebraucht wird, speist die Anlage diesen ins öffentliche Netz ein, vor allem, wenn vom örtlichen „Zentralhirn“ entsprechender Bedarf gemeldet wird. 

Herr Meier fährt mit seinem Elektroauto ins Büro. Er kommt an der alten Tankstelle vorbei, wo die rostigen Zapfsäulen gerade demontiert werden. Endlich, denkt er, das hat lang genug gedauert. Er winkt seinem Freund Harald zu, der mit seiner Frau auf dem Bankerl vor ihrem Haus Kaffee trinkt. Früher wäre das niemandem eingefallen, bei all dem Lärm und Gestank auf den Strassen. 

Der Bildschirm am Armaturenbrett meldet, daß die Batterie zu 90% geladen ist und für 380 Kilometer reicht. Herr Meier überlegt kurz seine heute geplanten Fahrten. Büro und zurück, abends noch ein Besuch bei den Kindern, plus eine Reserve für unvorhergesehene Fahrten, das heißt, er wird nur maximal 10% seiner Batteriekapazität selbst benötigen und kann den Rest für das öffentliche Netz freigeben. Er steckt das ZweiwegLadekabel in den Stecker am Büroparkplatz. Nun ist sein Auto kein Verbraucher mehr, sondern durch die Freigabe seiner Batterie einer unter Millionen kleiner dezentraler Energiespeicher im Stromnetz geworden, die bei Bedarf angezapft werden – etwa beim Maximum des Stromverbrauchs in den Mittagsstunden. In Zeiten überschüssiger Energie, etwa wenn der Wind stark weht, dient die Autobatterie als Pufferspeicher und wird aufgeladen. 

Die Fassade des Bürogebäudes ist elegant. Was so dekorativ wirkt, sind in die Wände integrierte Solarzellen, die auch bei Bewölkung noch Strom produzieren. Herr Meier tritt in sein Büro, und sein Kollege ruft „Servas! Du des mußt da anschaun, was i gestern am Flohmarkt gfunden hab....“ . Er zeigt an die Wand, wo nun schön gerahmt ein zerfetztes altes Plakat hängt, das mit etwas vergilbter Schrift zwar, aber noch deutlich leserlich wirbt: „Billige Wärme für ewig - kaufen Sie eine moderne Ölheizung!“

 


Atomkraftwerke und Atomwaffen - riskante Technik

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