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Ungleiche Vermögensverteilung in Deutschland

Eine Vermögensparade
Eine bildliche Darstellung der Vermögensverteilung für Deutschland 1998

Man kann sich die Haushalte als Personen vorstellen, die in Form einer Parade vorüberziehen. Diese Parade dauert genau eine Stunde. Ein Mensch mit einer Durchschnittsgröße von 1,75 steht für ein durchschnittliches Haushaltsvermögen von 115.600 Euro. Ein Beobachter dieser Größe betrachtet das Vorüberziehen der Parade.

In den ersten sechs Minuten sieht der Beobachter nur ein Kräuseln im nackten Asphalt, denn es ziehen Menschen vorbei, die mehr Schulden als Guthaben haben, und deren Kopf daher quasi unter den Asphalt ragt, oder sich genau sich genau in Bodenhöhe befindet, da sie kein Vermögen besitzen. Erst danach werden Winzlinge sichtbar, die nach 10 Minuten Parade 2,9 Zentimeter groß sind. Das Bild wandelt sich in den kommenden zehn Minuten kaum. Nach 20 Minuten Parade ziehen immer noch Zwerge von 19 Zentimetern vorüber. Nach einer halben Stunde sind es immerhin schon kleine Liliputaner mit einer Größe von 62,6 Zentimetern. Endlich - nach etwa vierzig Minuten - schreiten an unserem Beobachter Menschen mit gleicher Körpergröße vorüber.

Nun wandelt sich das Bild merklich. Das Herannahen von Riesen wirft lange Schatten voraus. Nach 50 Minuten schreiten 3,76 Meter hohe Gestalten vorüber. In der letzten Minute dieser eine Stunde währenden Parade wird es unheimlich. In den ersten Sekunden dieser letzten Minute marschieren 9,63 Meter große Vermögensriesen vorüber, nach 30 Sekunden solche mit 12,71 Metern, und schließlich 42,4 Metern. Trotzdem werden diese Riesen noch weit übertroffen, wenn die reichsten Deutschen in diese Parade mit einbezogen werden. In der letzten Sekunde marschieren Riesen vorüber, deren Schuhsohle dem Beobachter schon wie ein Hochhaus erscheint, denn diese Giganten ragen über 41 Kilometer in den Himmel hinein.*

Heute, fast ein Jahrzehnt später, sind die Vermögensunterschiede noch viel krasser geworden. Wenn man eine für Großvermögen übliche Verzinsung von 15% annimmt, wäre ein 40-Kilometer-Gigant inzwischen auf 140 km Höhe gewachsen. Wenn man andererseits die Zahlen steigender Armut in einer Gesellschaft historisch einzigartiger Produktivität betrachtet, ist klar, daß auch immer mehr Menschen nach unten ‘wachsen’. Aber da handelt es sich ja nur um Zentimeter.

* Der Text oberhalb der Markierung ist frei formuliert nach: Richard Hauser, Holger Stein:"Die Vermögensverteilung im vereinigten Deutschland." Campus-Verlag 2001, Kapitel 3.1.4.4

(Neue Argumente Folge 109, November 2007)

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