Arge Ja zur Umwelt, Nein zur Atomenergie



 

Radioaktivität um Atomkraftwerke

Radioaktivität und Atomkraftwerke

Es besteht große Unsicherheit über die in der Umgebung von AKWs tatsächlich freigesetzte Radioaktivität, und die öffentliche Kontrolle ist mangelhaft

Die Messung der tatsächlich freigesetzten Radioaktivität bei Atomkraftwerken ist schwierig. Radioaktive Strahlung kann als Alpha-, Beta- oder Gammastrahlung auftreten, ständig gemessen wird aber nur die Gammastrahlung. Ob andere, ebenfalls gefährliche Alpha- oder Betastrahler freigesetzt wurden, wird, wenn überhaupt, nur im Nachhinein festgestellt, da die Filterkuchen der Schornsteine in Deutschland nur einmal alle drei Monate untersucht werden. Wegen teils rascher Zerfallsprozesse ist eine genaue Feststellung der tatsächlich freigesetzten Substanzen im Nachhinein schwierig.

Man unterscheidet die Messung von Emissionen und Immissionen. Emission ist hier die direkt aus dem Kraftwerk an die Umgebung abgegebene Menge strahlender Substanzen (aus dem Schornstein, übers Abwasser). Unter Immission versteht man die auf die Natur auftreffende Radioaktivität, wie sie im Wasser von Flüssen oder am Erdboden, in Fischen oder Pflanzen nachweisbar ist. In der Theorie sollten die Messungen von Emissionen und Immissionen übereinstimmen - denn es kann nur soviel zusätzliche Strahlung in der Natur aufgenommen werden, wie abgestrahlt wurde, was eine ungefähre Kontrolle durch den Vergleich beider Messungen ermöglicht.

Die Problematik der Radioaktivitätskontrolle und des Strahlenschutzes läßt sich so zusammenfassen (am Beispiel deutscher Atomkraftwerke):

  1. Die kontinuierlichen Messungen der Emissionen erfolgen nur durch die Betreiber der AKW selbst(!). Es gibt keine Nachkontrolle der Angaben der Werksbetreiber! Extern überprüft werden nur die Meßgeräte.
  2. Die einzige unabhängige Kontrolle ist die der Immissionen. Diese Kontrollen werden aber nur stichprobenartig und nicht ausreichend genau gemacht. Es gibt keinen Maßnahmenkatalog oder Notfallplan für den Fall überhöhter Immissionswerte.
  3. Die Methodik der Bilanzierung der Schadstoffe ist äußerst lückenhaft. Zahlreiche kurzlebige, aber hochradioaktive Nuklide würden gar nicht entdeckt werden.
  4. Unzureichende Dokumentation der Daten und schlechte öffentliche Zugänglichkeit der Daten
  5. Immer wieder kommt es vor, daß Daten manipuliert werden (wie im Fall des AKW Krümmel, wo ungewöhnlich viele Leukämiefälle aufgetreten sind).
  6. Die statistisch hochgerechnete Durchschnittsdosis der Strahlenbelastung enthält Unsicherheiten im Bereich mehrerer Zehnerpotenzen und sagt nichts aus über die reale Belastung Einzelner.

Was müßte geschehen? Ein zweites System zur Kontrolle der Dosis- Grenzwerte unabhängig von der Bilanzierung der Emissionen müßte installiert werden, das die Imissionen möglichst exakt und vollständig erfaßt, insbesondere auch kurzlebige Isotope. Die Messung der Emissionen sollte von unabhängigen Organen erfolgen anstatt durch die Betreiber. Radioaktivität in der Umgebung von Atomkraftwerken

 

Quellen:
1. Prof. Dr. Inge Schmitz-Feuerhake, Strahlenbiologisches Gutachten vom Kernkraftwerk Krümmel 1999, Anhang B3 "Kritische Diskussion der Bevölkerungsschutzbestimmungen beim Betrieb von AKW in der Bundesrepublik www.oh-strahlen.org/docs/index.html
2. Informationen von Dr. Sebastian Pflugbeil, Präsident der Gesellschaft für Strahlenschutz www.gfstrahlenschutz.de

(Neue Argumente 110, Juni 2008)

Artikel zum Thema:

Erhöhtes Krebsrisiko für Kinder in der Umgebung von Atomkraftwerken
Es kann nicht sein, was nicht sein darf: Nach diesem Motto wurde eine absurde Uminterpretation einer im Dezember 2007 veröffentlichten Studie gemacht.

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